Samstag, 08.04.
Am Morgen ist es kühl mit
leichtem Nieselregen. Heute soll es nun weiter gehen, nach Memphis.
Zu erst fahre ich die 40 und wechsele dann auf den
Natchez Trace Parkway.
Diese 444 Meilen lange Straße wird zu meiner Lieblingsstraße auf dieser
Tour. Der Natchez Trace Parkway führt von Natchez nach Nashville und war
ein alter Handelsweg der Indianer. Diese Straße ist für kommerzielle
Fahrzeuge gesperrt und hat eine Begrenzung von 50 Meilen/h. Es gibt keine
Ampeln und keine Kreuzungen an denen man stoppen muss. Man gleitet einfach
durch diese parkähnliche Landschaft und geniest. Immer wieder gibt es
Parkplätze die landschaftlich besonders reizvoll sind oder aber einen
historischen Hintergrund haben. Langsam hört der Regen auf und es quält
sich die Sonne hervor. Dadurch entsteht ein schönes Licht und macht diese
Landschaft noch anschaulicher. Ich bin fast allein unterwegs und so sehe
ich an diesem Morgen immer wieder Vögel die wie Truthähne aussehen auf der
Straße. In Savannah überquere ich den Tennessee River und steuere dann
Jackson an. Jackson bietet nichts besonderes und so geht es weiter nach
Westen, denn ich möchte unbedingt Nutbush sehen.
Nutbush, der
Geburtsort von Tina Turner.
‘ne Kirche, ‘ne Bar, ‘ne Schule, ‘n
Knast.
Highway 19.
Die halten ihre Stadt hier sauber.
Höchstgeschwindigkeit 25.
Motorräder vollkommen verboten.
Freitags gehst du einkaufen,
Sonntags in die Kirche.
Unter der Woche arbeitest du auf den Feldern,
am Tag der Arbeit gibt’s ein Picknick,
samstags darfst du in die Stadt.
Aber jeden Sonntag in die Kirche.
Whiskey gibt’s hier nicht.
Freigang auf Kaution auch nicht.
Pökelfleisch und Sirup, das ist alles, was es im Knast gibt.
Das Kaff liegt in Tennesse und hat den Ruf einer ruhigen Gemeinde.
Hier musst du aufpassen, was du anstellst.
Als erster Hinweis erscheint ein Straßenschild mit Tina Turner Highway,
hier sieht es aus wie im Münsterland. Dann kommt Nutbush, ein paar Häuser,
eine kleine Fabrik, ein paar Kirchen und ein kleiner Laden mit Cafe, das
Geburtshaus von Tina gibt es nicht mehr. Diesen Ort hätte ich auch
verlassen. Inzwischen ist die Sonne wieder zu sehen und so kann die Tour
weiter gehen.
Über die 51 fahre ich auf Memphis zu. Ich erreiche
Memphis und fahre direkt
zum Mississippi. Am Ufer finde ich einen Parkplatz und genieße in der
Nachmittagssonne den Fluss, auf der anderen Uferseite liegt bereits
Arkansas. Ein Hotel ist schnell gefunden, ich gehe erst gar nicht aufs
Zimmer, sondern fahre sofort zur Beale Street. Von den 20er bis zu den
40er Jahren war die Beale
Street das Zentrum des schwarzen Teils von Memphis. Es gab dort viele
Nachtclubs und Freudenhäuser. Als Martin Luther King 1968 in Memphis
ermordet wurde, gab es einen Aufruhr, bei dem viele Gebäude der Straße
abbrannten. Die Beale Street kam in der Folgezeit ziemlich runter. Vor
zehn Jahren wurde sie renoviert, und jetzt ist sie wieder ein
gesellschaftliches Zentrum der Stadt. B.B. King besitzt dort einen Club.
Überall auf der Straße ist Musik zu hören und es stört auch niemanden,
dass in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken wird. Am Ende der Straße in
einem Park spielt eine Band, obwohl es nach Sonnenuntergang kühler
geworden ist, herrscht bei der Musik eine tolle Stimmung. Plötzlich kommt
Unruhe in die Straße, ein Dutzend Harley-Cops parken an der Straße und es
kommen immer mehr große Limousinen mit schwarzen Scheiben. Die Fahrzeuge
sind mit FBI und CS gekennzeichnet und Männer mit Knopf im Ohr laufen
irgendwie planlos herum. Wer da eine Kneipentour unter Aufsicht
unternommen hat, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. So langsam wurde
mir dann kalt und ich beendete meine Tour, mit den Ohren voll Musik.
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