Zurück ] Home ] Weiter ]  
 

Wie schon erwähnt habe ich im Stadtteil Dorsoduro gewohnt und hier starteten dann auch meine täglichen Spaziergänge oder die Fahrten mit dem Vaporetto. Mit Vaporetto werden die in Venedig und der Lagune Venedigs als öffentliches Verkehrsmittel genutzten Schiffe bezeichnet. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes lautet 'Dampfschiffchen', heute sind Schiffe mit Dieselmotoren. Meine Haushaltestelle war Rezzonico der Linie 1. Ich war mit der Venice Card Blu ausgestattet, sie berechtigt zu freiem Eintritt zu 10 Museen (Ca' Pesaro, Dogenpalast, Museum Correr, Archäologisches Museum, Marciana Bibliothek, Glas Museum in Murano u.a.), 16 Kirchen, der Querini Stampalia Foundation (ein Büchermuseum, mithin die ersten, die im italienischen Raum gedruckte Bücher herausgegeben haben), des Jüdischen Museums und zu freien Fahrt mit allen Vaporettos's, incl. der Fahrt Flughafen und Stadt.

Einer meiner Ausflüge ging zum Guggenheim-Museum, welches ich zu fuß erreichen konnte.
Die Peggy Guggenheim Collection besteht aus über 200 Gemälden und Skulpturen und bietet einen nahezu vollständigen Überblick über die gesamte moderne Kunst.
Dort finden sich Werke von Picasso neben Miró, Magritte, Kandinsky, de Chirico, Mondrian, Pollock, Max Ernst, Paul Klee, Henry Moore, Modigliani, Giacometti und viele andere.
Im Haus und Garten stehen Skulpturen, darunter das wohl provokanteste Werk von Marino Marini "Angelo della città" - ein Reiter, der hoch aufgerichtet in (und mit) seiner Männlichkeit, auf einem Pferd sitzt. Im Museum durfte nicht fotografiert werden, aber im Park und da war dieser Spiegel ein gutes Motiv.
Die Bronze "The Angel of the City" von Mario Marini vor dem Peggy Guggenheim Museum. Der Penis konnte ursprünglich zu gewissen Anlässen ab- (oder an-!?) geschraubt werden, um Passanten nicht unnötig in Erregung zu versetzen.
Es seien aber, so der Mythos, so viele dieser Objekte im Laufe der Zeit gestohlen worden, dass man sich dazu entschlossen habe, den Skandal einfach anzuschweissen.

 

Blick vom Guggenheim Park auf den Canale Grande

Der Karneval in Venedig findet nicht im Dezember statt, aber er ist an allen Ecken sichtbar. Wer träumt nicht davon, in Venedig zu heiraten? In der Stadt der Liebe! Ja, das war sie auch schon damals. Doch überwiegend der käuflichen: Rund 23.000 offiziell registrierte Prostituierte versahen hier ihren Dienst. Und nicht zufällig galten sie als Königinnen ihrer Profession.
Wen wundert es, dass da zu Karnevalszeiten der Zustrom an Besuchern aus aller Welt um ein Vielfaches anschwoll?
Etwa zur gleichen Zeit wunderte sich Michel de Montaigne in seinem Reisetagebuch, Prostituierte "in solcher Zahl zu treffen, etwa hundertfünfzig, die an Möbeln und Kleidern den Aufwand einer Prinzessin treiben".
Allerdings blieb er nur eine Woche in Venedig. Ob seine Reisekasse vorzeitig aufgezehrt war oder weshalb auch immer, sei dahingestellt.
"Die Venezianerinnen sind gewiss reizende Geschöpfe und ganz gemacht zur Wollust ...
So bald sie nur einen Jüngling ansehen, scheint eine bräutliche Schaamröthe um ihren Mund herum in einem wollüstigen Lächeln aufzugehen, als ob man sie schon vor dem Bett halb entkleidet vor sich hätte. Alles stimmt bey ihnen auf den Hauptzweck, die Wollust, bis auf ihre Gondeln, die die vollkommenste Lage zum bequemsten Genuss anbieten; einen weichen Polster für den Hintern, der den Wollusttheilen völligen Raum und alle Freyheit lässt, und zwey Bänke daneben, die Beine darauf auszubreuten. Jeder Ruck des Gondelführers mit dem Ruder ist ein Wolluststoss."

(Wilhelm Heinse, "Ardinghello")

In der kalten Jahreszeit ist mir das erspart geblieben.

 

Bilder von Gondeln wie sie denn heute unterwegs sind.
Manchmal kommt sie einem schon etwas seltsam vor, so eigentümlich tiefschwarz, wie sonst nur Särge sind. Das war aber nicht immer so. Früher war die Gondel prächtig geschmückt und in bunten Farben, mit kostbaren Vergoldungen und verhangenen Kabinen. Bis, ja bis der Doge Girolamo Priuli 1562 diesen zur Schau gestellten Reichtum ein für allemal verbot und den pechschwarzen Anstrich verordnete.

Die Gondel ist keine billige Anschaffung, 25.000 bis 30.000 DM kostet so ein Gefährt. Aber die aufwendige Herstellung, die nur noch wenige beherrschen, macht diesen hohen Preis aus.

Gondeln in einer SeitenstraßeAus 8 verschiedenen Hölzern wird die Gondel geschlagen: Der flache Boden wird aus Tannenholz gefertigt, das sich im Wasser ausdehnt und fugendicht abschließt. Die Rundplanken, wie beim Auto Stoßdämpfer, denn sie halten auch Rempeleien aus, sind aus Eichenholz. Für Bug und Heck wird Lindenholz verarbeitet und die Querspanten sind aus flexiblem Ulmenholz. Für den Innenboden wird leichtes Birkenholz verarbeitet und die gebogenen Teile des Überbaus sind aus Kirschholz. Und schließlich wird noch Mahagoni und Lärche für die edle Abdeckung verwendet.

Etwa 2 Monate dauert es, bis die Gondel fertig ist. Aus 280 Einzelteilen wird dann ein 10,87 Meter langes, mit Leinöl und vier satten schwarzen Farbschichten imprägniertes Boot mit einem Gewicht von 350 Kilogramm. Die Gondel hält etwa 15 Jahre lang.

Die eigenwillige Form erhält die Gondel durch ihre Asymmetrie, die linke Seite ist 24 cm breiter als die rechte. Immer leicht auf die rechte Seite geneigt, das Gegengewicht erhält das Boot durch den Gondolieri, der es allein mit einem einzigen Ruder manövrieren kann. Entscheidend für die Wendigkeit der Gondel ist daher die Forcula, eine genau auf den Körperbau des Gondoliere zugeschnittenes Spezialruder, wobei durch eingearbeitete Vertiefungen das Ruder in 8 verschiedene Positionen eingesetzt werden kann.

Die Verzierungen beschränken sich meist nur auf den eisernen Bugspriet in Form eines stilisierten Dogenhuts mit den 6 Zacken für die Stadtteile Venedigs und das Heckeisen in der Art eines Bischofsstabs.
 

 
 
Zurück ] Home ] Weiter ]